Q-Club zum Thema «ChatGPT – dein Feind und Helfer?»
Am 10. Mai 2023 hat der Verein QuaJou bei Ringier in Zürich eine Podiumsdiskussion zum Thema «ChatGPT – dein Feind und Helfer?» durchgeführt. Die a&f war mit Sabrina Meier als Diskussionsteilnehmerin vertreten.
Erstellt von Marina Schinner am 24.05.2023 in Redaktion & Publishing
Foto: Anja Wurm, 10. Mai 2023, QuaJou-GV und Q-Club, Urs Bühler diskutiert mit Fachleuten aus Medien, Wirtschaft und Wissenschaft
Kaum ein Thema ist momentan aktueller als ChatGPT und künstliche Intelligenz. Der Verein Qualität im Journalismus (QuaJou) nahm das zum Anlass, nach der Generalversammlung eine Podiumsdiskussion durchzuführen. Wie soll der Qualitätsjournalismus mit der neuen Herausforderung umgehen, welche Grenzen und Regeln braucht es? Darüber diskutierte das Vorstandsmitglied Urs Bühler mit Fachleuten aus Medien, Wirtschaft und Wissenschaft. Zu Gast waren 40 Teilnehmende. Die Redner waren Reto U. Schneider (NZZ Folio), Olivia Ruffiner (Handelszeitung), Johan Rochel (Ethix) und unsere Sabrina Meier, Head of Innovations & Strategy a&f systems.
ChatGPT – Fluch oder Segen?
Die Fragen der Diskussionsrunde waren vielfältig und eröffnet wurde die Runde mit der Frage, welche Erfahrungen die Diskussionsteilnehmenden mit dem Tool bereits gemacht haben – ob sie es ausprobiert hätten. Sabrina Meier hat sich mit dem Tool befasst und gemerkt:
«Klar habe ich das ausprobiert. All die grossen Fragen, die man sich im Leben so stellt, sind nun dank Chat GPT beantwortet. Es kann nichts mehr schief gehen. Nein ernsthaft. Klar habe ich das ausprobiert. Das war irgendwie eine unbequeme Erfahrung, weil ich realisiert habe, dass da ein riesen Potenzial drinsteckt, das aber auch sehr viele Gefahren birgt und ich bzw. wir uns nicht davor drücken können. Der einzige Weg ist also, sich damit zu befassen und den Umgang damit zu lernen.»
Vor allem für uns als Systemintegrator in Medienbereich ist das Thema künstliche Intelligenz unvermeidbar. Mehr noch, diese zeigt grosses Potenzial. Das haben wir zuletzt für den Publishing Circle genutzt. Dabei ist KI für vieles nutzbar: Als Module innerhalb von Systemen und Tools, z. B. zum automatisierten Vertaggen von Bildern, für Content Recommendations, zum Inhalte verkürzen, verlängern, für Übersetzungen, für das Erstellen von Horoskopen oder Verlinkungen zu bestehenden Inhalten.
Dabei ist es vor allem wichtig, am Ball zu bleiben.
«Je länger man sich nicht damit auseinandersetzt, desto grösser wird die Lücke, die man stopfen muss. Und da muss man auch mal realistisch sein. Wir reden hier über den Einsatz von KI und es gibt durchaus viele Medienunternehmen, die soweit sind. Es gibt aber auch solche, die noch immer damit beschäftigt sind zu klären, wie sie nun vom Print-First- zu einem Digital-First-Ansatz kommen. Und die Lücke wird immer schneller immer grösser. Das ist so, wie wenn du am Bahnhof bist: Der Zug fährt ein – du musst zügig gehen, aber kannst noch gut einsteigen. Der Zug steht schon dort, du musst rennen. Und irgendwann ist dann halt der Moment gekommen, wo sich das rennen nicht mehr lohnt.»
Sabrina Meier, Head of Innovations & Strategy
ChatGPT – Deklaration und Faktencheck?
Ein weiteres Thema der Diskussion war, ob und wie deklariert werden muss, wenn KI bei der Erstellung künstlicher Inhalte zum Einsatz gekommen ist. Einigkeit herrschte in der Runde jedoch nicht. Ansätze gibt es viele, beispielsweise, die Deklaration im Umkehrschluss zu verwenden: Ein Gütesiegel, für Texte, die nicht mit KI erstellt wurden. Reto U. Schneider sieht die Deklaration als «überhaupt nicht durchsetzbar»:
«Sollen wir ausweisen, wenn eine KI beim Redigieren mitgeholfen hat? Am Ende ist es so wie bei der Smarties-Packung, wo steht: ‹Könnte Spuren von Nüssen enthalten›.»
Reto U. Schneider, NZZ
Innerhalb von Sekunden erstellte Texte, die Fehlerquote und Instrumentalisierung des Tools wird unvermeidlich auch zu mehr Falschmeldungen und Missbrauch führen, da sind sich die Podiumsteilnehmenden einig. Hinzu kommt, dass nicht nur die Anzahl steigt, sondern auch die Gefahr grösser wird:
«Wenn man Unwahres noch sprachlich gut verfassen kann und in einen Kontext setzen kann, auch wenn der nicht stimmt, desto glaubwürdiger wird etwas. Die Tools sind für bewussten Missbrauch sehr mächtige Werkzeuge.»
Sabrina Meier, Head of Innovations & Strategy
Beim anschliessenden Apéro wurden die in der Diskussion thematisierten Punkte nochmals vertieft, bei feinen Häppchen und einem guten Glas Wein. Auch während des Apéro wurde klar: Das Thema KI bzw. Chat GPT ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist, wie das Potenzial und das Positive genutzt werden kann und gleichzeitig die Gefahren angemessen im Blick behalten werden.