Dreikönigstagung 2024: Ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz
Über 250 Gäste aus Medien, Politik und Wirtschaft lauschten am 10. Januar 2024 in Zürich den hochkarätigen Rednern zu Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz. Wir waren vor Ort – und geben Ihnen eine Zusammenfassung.
Erstellt von Marina Schinner am 26.01.2024 in Redaktion & Publishing , Künstliche Intelligenz
Titelbild © Oliver Rüesch, persönlich.ch
Was sich innert eines Jahres tun kann, macht die Dreikönigstagung am 10. Januar 2024 deutlich. Organisiert vom Verlegerverband SCHWEIZER MEDIEN (VSM) fand in diesem Jahr die 25. Versammlung statt. Und stand man im letzten Jahr mit ChatGPT und den anderen KI-Tools in der Branche noch ganz am Anfang, war Künstliche Intelligenz im Jahr 2024 Hauptthema der Tagung und zog sich wie ein roter Faden fast durch sämtliche Diskussionsrunden und Vorträge. Insbesondere die Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz standen in einem besonderen Licht – ausgelotet von Experten, Medienwissenschaftlern und Medienmanagern. Moderiert wurde die Dreikönigstagung von Oliver Steffen.
Künstliche Intelligenz – Chancen und Risiken
Die Dreikönigstagung ist der traditionelle Jahresauftakt der Medienbranche. In diesem Jahr wurde das Thema KI kritisch betrachtet. Andrea Masüger, Präsident des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN, bezog dazu klar Stellung:
«Die Gefahren für das Geschäftsmodell des Journalismus und für demokratiepolitische Schäden sind mindestens so gross, wie die Chancen, die KI den Medien bringen wird.»
Andrea Masüger, Präsident des Verlegerverbandes SCHWEIZER MEDIEN
Chancen sollten laut ihm aktiv genutzt und Risiken dafür gemindert werden. Hierfür gibt der VSM seinen Mitgliedern Handlungsempfehlungen, um KI im journalistischen Alltag verantwortungsvoll einzusetzen. Damit verbunden ist ein Appell an die globalen Techplattformen nach Schutz des geistigen Eigentums und Transparenz.
Künstliche Intelligenz – Verantwortung und Veränderung
Laut Mark Eisenegger vom Forschungsinstitut für Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) sei die Bevölkerung gemäss einer fög-Umfrage noch skeptisch, wenn KI-Anwendungen im Journalismus genutzt werden. Er fordert deshalb einen verantwortungsvollen Umgang der Medien mit KI-Anwendungen. Andererseits müssen laut ihm auch die KI-Systeme Rücksicht auf den Journalismus nehmen. Eine Befürchtung von INMA-Forscher Greg Piechota ist die Tatsache, dass die New York Times beispielsweise 250 Beiträge pro Tag publiziert – während andere, KI-generierte Seiten täglich bis zu 1’200 Artikel veröffentlichen. Er nennt das Phänomen einen News-Markt flutenden KI-Tsunami. Dennoch zieht Piechota das Fazit, dass Medienschaffende nicht von KI-Anwendungen ersetzt werden können. In einem Beispiel müssen die Chefredaktoren mehr als die Hälfte der KI-generierten Zusammenfassungen ablehnen. Zusammenfassend hat Künstliche Intelligenz zwar zu grossen Veränderungen in Medienunternehmen weltweit geführt, der Mensch ist zum momentanen Zeitpunkt dennoch nicht ersetzt.
Künstliche Intelligenz – Medienhäuser gehen Hand in Hand
In einer angeregten Paneldiskussion sprachen die CEOs von Somedia, Ringier, Tamedia und CH Media über die aktuelle KI-Entwicklung. Alle Medienhäuser haben Arbeitsgruppen eingesetzt, um der Herausforderung der Künstlichen Intelligenz im Jahr 2024 zu begegnen. KI-Innovationen und die Unternehmenskultur standen für Thomas Kundert (Somedia), Ladina Heimgartner (Ringier Medien Schweiz), Jessica Peppel-Schulz (Tamedia) und Michael Wanner (CH Media) dabei im Fokus. Tamedia beispielsweise hat es sich zum Ziel gesetzt, jede Woche ein neues sinnstiftendes Feature basierend auf bestehenden Tools einzuführen. In einer Sache sind sich alle einig: Kooperationen miteinander sind unabdingbar. Für Peppel-Schulz ist der gemeinsame Gang der Medienbranche in die Zukunft zentral – sie erwartet, dass sich 2024 alle Medienunternehmen gemeinsam den Herausforderungen stellen.