Zwischen Kuhherde und KI: Wie Medien die Zukunft gestalten können
Unser Christoph Brun bringt frische Perspektiven auf den Medienwandel mit – und spricht im Interview über KI, Journalismus und warum technischer Fortschritt vor allem eines ermöglichen sollte: mehr Raum für guten Inhalt.
Erstellt von Marina Schinner am 15.07.2025 in Redaktion & Publishing , Künstliche Intelligenz

Was hat eine Kuhherde mit den aktuellen Trends der Medienbranche zu tun?
Unser Christoph Brun, ein wahrer Digital Native, hat einen interessanten Vergleich parat. Seit dem Frühjahr 2025 verstärkt er unser Sales-Team – und bringt dabei wertvolle Erfahrungen der Schweizer Medienbranche mit. Ob Künstliche Intelligenz, Automatisierung oder IT: Christoph kennt die aktuellen Trends! Wir haben die Gelegenheit gleich genutzt und ihn genauer befragt – und mit ihm einen Blick in die Glaskugel geworfen.

a&f systems: Christoph, welche Herausforderungen beobachtest du, wenn es um die Medienlandschaft geht? Und wie sollten Verlage und publizierende Unternehmen mit diesen Herausforderungen umgehen?
Christoph: Als politikinteressierter Schweizer liegt mir unabhängiger Journalismus besonders am Herzen – er ist zentral für eine funktionierende Demokratie. Die Bezeichnung «vierte Gewalt» bringt es auf den Punkt.
Um Medienvielfalt und eine demokratische Gesellschaft zu wahren, braucht es ein starkes betriebswirtschaftliches Fundament. Verwaltungs- (CH) beziehungsweise Aufsichtsräte (D) stehen in der Verantwortung, Ressourcen gezielt ins journalistische Schaffen zu lenken – denn Qualität überzeugt Leserinnen und Leser. Andere Prozesse sollten konsequent optimiert oder automatisiert werden.
a&f systems: Welcher Trend hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet?
Christoph: In den Betrieben, in denen ich bisher tätig war, habe ich beobachtet, wie sich Journalisten zunehmend in Layouter oder gar Mediamatiker verwandelten. Sie «genossen» InDesign- und WordPress-Schulungen. Nicht, dass dies schlechte Tools wären, aber der Fokus dieser Leute/Stellenbezeichnungen sollte klar auf dem Journalismus liegen.
a&f systems: Stichwort KI: Welche Chancen und Risiken siehst du?
Christoph: Chancen und Risiken liegen klar auf der Hand: Wie bei jeder strategischen Entscheidung geht es um das Abwägen von Kosten und Nutzen. Damit sind (vor allem finanzielle) Risiken verbunden – etwa, wenn in ungeeignete Tools investiert wird. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Evaluation. Bei richtiger Anwendung von KI sind die Chancen schnell erklärt: Kostenoptimierung durch effizienzsteigernde Prozesse.
Raus aus der Herde, rein in die Individualität
a&f systems: Wie hat sich die Medienlandschaft in den letzten Jahren verändert, gerade in Bezug auf KI?
Christoph: Zu Beginn meiner Berufslaufbahn war das E-Paper in aller Munde – danach folgten Trends wie Print-to-Web und Paywalls. Heute dominiert ein neuer Megatrend: Künstliche Intelligenz. Weltweit versuchen Unternehmen, die mächtige «Kuhherde» an Möglichkeiten zu zähmen und ihr passendes Prachtexemplar herauszufiltern. Die Herausforderung: nicht von der Herde überrannt zu werden – sprich, in der Masse nicht unterzugehen.
Die Metapher zeigt, warum manche sich (noch) nicht mit KI befassen oder Bedenken äussern. Dieser Prozess – die «Kuh» – muss mit Bedacht geführt werden. Vor allem dann, wenn man kein Landwirt ist – also kein Experte in diesem Bereich.
a&f systems: Ein Blick in die Glaskugel: Wie denkst du, verändert sich die Situation in den nächsten fünf Jahren? Was erhoffst du dir?
Christoph: Die KI, vor allem im Bereich der Layoutautomation, wird Einzug halten. Dadurch erhoffe ich mir, dass sich die Redaktionen wieder stärker auf den Journalismus konzentrieren können – statt sich mit Technik herumzuschlagen, wie es heute teils noch der Fall ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dies positiv auf die inhaltliche Qualität auswirkt – was die Leserschaft goutieren wird. Soll selbstverständlich nicht heissen, dass der heutige Journalismus pauschal schlecht ist.
a&f systems: Was rätst du Medienunternehmen aktuell?
Christoph: Ich rate den Medienunternehmen, Verlagshäusern und den Mitarbeitenden der Branche, KI nicht als Feind zu betrachten. Ich erwähne gerne die Ähnlichkeit zur «Kuhherde Google». Auch ihr begegnete man anfangs mit Skepsis: «Das wird viele Arbeitsplätze ersetzen.» oder «Man darf nicht alles glauben, was da steht.» Und trotzdem haben wir es ganz gut geschafft, das Vieh zu zähmen – und damit zu arbeiten, statt es zu boykottieren. Lasst uns also die geeignete Kuh finden und daraus ein weiteres wertvolles Nutztier machen.
a&f systems: Vielen Dank, lieber Christoph, für diesen spannenden Einblick!

Christoph Brun ist als Digital Native seit über 10 Jahren in der Verlags- und Medienbranche unterwegs. Seit seiner Funktion als Produktions- und IT-Leiter 2018 bei einem lokalem Medienhaus sind Systemlandschaften seine täglichen Begleiter. Seiner Passion für stringente Systeme und Prozesse geht er nun bei a&f systems nach, indem er sich mit den Tools rund um den Publishing Circle befasst. Mit seinem gegenwärtigen Studium zum Betriebswirtschafter schärft er seine ganzheitliche Sicht auf Unternehmen.






























































