Teil 3 – Von Zahlen zu Zielen: Andrea Vonmoos hat die Ironman-WM gemeistert!

Unsere Andrea Vonmoos hat nach intensiver Vorbereitung die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft 2025 in Marbella gemeistert – wir sprechen über Erwartungen, Enttäuschungen und Erfahrungen fürs Leben.

Teil 3 – Von Zahlen zu Zielen: Andrea Vonmoos hat die Ironman-WM gemeistert!

Am 08. Und 09. November 2025 fand die Ironman WM in Marbella statt. Wir haben unsere Athletin Andrea Vonmoos auf ihrem Weg begleitet – den Trainingsprozess lesen Sie in unserem Teil 1 und Teil 2. Nun ist es geschafft, die WM ist vorbei und Andrea ist wieder bei uns in Schenkon. Wir haben mit ihr über das einschneidende Erlebnis gesprochen – und über Erwartungen, Enttäuschungen und Erfahrungen fürs Leben.

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a&f systems: Wie verlief die Reise nach Marbella? Mit welchem Gefühl bist du geflogen?

Andrea: Ich bin am Donnerstag angereist, zwei Tag vor dem Rennen. Endlich war der Tag da, ich habe mich auf die Reise, auf das Rennen gefreut und ich bin mit einem guten Gefühl nach Spanien gereist. Es gab dann eine kleine Hürde zu überwinden: Obwohl ich beim gebuchten Transfer zum Apartment angegeben habe, dass ich unter anderem mit einem Velokoffer anreise, stand ein Tesla mit Fahrer für mich bereit. Der Platz im Tesla reichte unmöglich. Der freundliche Fahrer organisierte dann einen Kollegen, so dass ich etwas später als gedacht in Marbella ankam. Bei der Heimreise hatte ich nochmals es etwas Trouble. Mein Fahrradkoffer kam nicht mit in Zürich an. Der Gepäckstatus war immer noch «eingecheckt» in Malaga. Nach einer Vermisstmeldung wurde mir drei Tage später, am Samstagnachmittag, mein Rad unversehrt vor die Haustür geliefert.

a&f systems: Welches Ziel hast du dir für die Ironman WM gesetzt?

Andrea: Dass ich mit einem guten Gefühl an den Start stehe und zu mir sagen kann: Andrea, du bist fit und optimal auf dieses Rennen vorbereitet. Dann natürlich, die ganze Atmosphäre aufzusaugen, die Stimmung zu geniessen und das Beste aus mir herauszuholen. Dass mir Letzteres nicht gelungen ist, dazu komme ich noch.

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a&f systems: Wie war das Treffen auf die anderen Athleten? Wie hast du dich auf den Wettkampf eingestimmt?

Andrea: Gleich nach der Ankunft habe ich mein TT zusammengesetzt und überprüft, ob mit dem Rad alles ok ist. Dann ging es zur Registration, erste Eindrücke sammeln und einen Überblick verschaffen von der riesigen Ironman-Village. Anschliessend gab es noch eine Minirunde zu laufen. Von der Reise war ich dann ziemlich müde und es hiess schon früh Lichterlöschen für mich. Am Samstag gab es ein kurzes Schwimmen im Meer, Wechselbeutel für die Wechselzonen vorbereiten und einen letzten Bike- und Materialcheck mit Anbringen der Startnummern.

Schon beim Hinflug habe ich Vanessa kennengelernt, eine Athletin mit ihrem Coach/Partner und wir sind uns an diesem Wochenende immer wieder begegnet und haben uns ausgetauscht. Am Samstag beim Bike-Check-In habe ich eine weitere Athletin aus Deutschland kennengelernt und wir haben zusammen die Wechselzonen besprochen, vom Schwimmstart zu den beiden Wechselzonen, welche in Marbella nicht am gleichen Ort waren. Die erste Wechselzone nach dem Schwimmen war am Strand, die zweite in einer riesigen Tiefgarage (man denke, es mussten über 3000 Bikes Platz haben, da am Samstag 3000 Ladies und am Sonntag über 3000 Herren am Start waren). Am Samstagmorgen kam ich beim Schwimmstart mit Cecile aus Frankreich ins Gespräch, welche in der gleichen AK wie ich startete. Diese Stimmung war sehr friedlich, wie auch energiegeladen, jede Athletin war in ihren eigenen Gedanken.

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a&f systems: Wie verlief der Wettkampf? Welche Höhen und Tiefen hast du durchlebt?

Andrea: Unsere Alterskategorie startete als Letzte um zirka 9.30 Uhr, das hiess, die Wellen waren schon ziemlich stark. Zum Teil so stark, dass man die Bojen gar nicht mehr sah. Jedoch fühlte ich mich im Meer zu jederzeit sicher, ohne in Panik zu geraten. Da ich ein Handzeichen eines Volontaires auf einem Boot im Meer nicht richtig gedeutet habe, bin ich einen kleinen Umweg geschwommen. Höhen und Tiefen hatte ich nicht wirklich, das herausforderndste war der Wind. Auf dem Rad dachte ich bei diesen Windböen: Jetzt fegt es mich dann gleich vom Rad. Ich wusste im Vorfeld, dass diese Radstrecke von 90 Kilometern zirka 1’750 Höhenmeter aufweist. Ich bevorzuge lieber flache, schnelle Strecken, aber es ist wie es ist und das Training wurde ja dementsprechend ausgerichtet. Dafür war das Panorama atemberaubend. Die Beine fühlten sich während dem ganzen Rennen sehr gut an.

a&f systems: Was waren bleibende Eindrücke?

Andrea: Die Dimension war schon sehr beeindruckend. Aus 114 Ländern waren 6’300 Athletinnen und Athleten am Start, davon je 60 Profis bei den Ladies und Herren. Schon nur, dies logistisch hinzubekommen verdient einen Applaus an die Organisation Ironman. Ein kleiner Teil der Ironman 70.3 World Championships zu sein, das war schon ein unbeschreibliches Gefühl. In Erinnerung bleiben werden mir die Finisherline, das Treffen mit Profiathlet Kristian Blummenfelt, diese Energie beim Start mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und auch die Passion zu diesem Sport.

a&f systems: Ein Blick auf deine Leistung: Wie bist du zufrieden?

Andrea: Zufrieden mit meiner Performance bin ich nicht und daher nicht wirklich stolz auf meine Leistung. Ich war weit unter meinen Erwartungen und meinem Können. Ich habe mich selbst ausgebremst und fuhr/lief auf Nummer zu sicher. Der Zieleinlauf war dementsprechend zu entspannt und erholt. Mein ehemaliger Coach sagte mir oft, dass ich mutiger sein soll, diese Worte kamen mir gleich danach in den Sinn. Hier darf ich nochmals über die Bücher und bin selbst auf meine Entwicklung gespannt. Vorwerfen was die Vorbereitungen und Traingsphase betrifft muss ich mir nichts, ich war ready und startklar. Was optimal lief war die Verpflegung, diesbezüglich lief meine Strategie super.

a&f systems: Nach dem Wettkampf: Du bist ja noch ein paar Tage in Marbella geblieben, was hast du erlebt?

Andrea: Ich war noch drei Tage in Marbella. Am Sonntag fand das Rennen der Herren statt, da war ich von Anfang an am Streckenrand dabei. Die Profis und anderen Athleten anzufeuern, das hatte schon was. Und als dann plötzlich der Profiathlet Kristian Blummenfelt vor mir stand, machte diesen Tag noch spezieller (wer jetzt wem gratulierte verrate ich hier jetzt nicht 😉). Montag und Dienstag hatte ich viel Zeit für mich, Sonne zu tanken, zu reflektieren, aber auch dankbar zu sein. Das mag komisch klingen, denn ich war und bin nicht zufrieden mit mir – jedoch sind es genau solche Erlebnisse, die es braucht, um zu wachsen und eine bessere Version von dir selbst zu werden, unter anderem auch in deiner persönlichen Entwicklung.

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a&f systems: Wie geht es jetzt weiter?

Andrea: Meine Motivation und Freude am Triathlon sind ungebrochen. Aber es gibt noch andere Dinge im Leben ausser Arbeiten und Trainieren. Ich gönne mir bewusst 2 – 3 Wochen Laufpause, damit sich der Körper und auch Kopf zu 100 % erholen kann. Hier geht es nicht unbedingt um das Rennen selbst, sondern um die vielen Kilometer und den Fokus in der Vorbereitungsphase und auch um in keine Abhängigkeit zu geraten. Und Ziele geben Energie, denn habe ich das grosse Privileg, am 5. Juli 2026 an der «Challenge Roth» zu starten. Challenge Roth hat sich in als einer der grössten und prestigeträchtigsten Langdistanz-Triathlons der Welt etabliert und ist nahezu vergleichbar mit Hawaii mit über 300’000 Zuschauern. Wenn du die Möglichkeit hast in Roth zu laufen, darfst du dir diese Chance nicht entgehen lassen. Eventuell gibt es dann nochmals eine Mitteldistanz im Oktober in Griechenland.

Noch etwas ganz Wichtiges zum Thema Ironman im Allgemeinen: Ich persönlich glaube, dass der Spass und die Leidenschaft an diesem Sport im Vordergrund stehen soll. Ich beobachte immer wieder, wie sich Menschen für einen Ironman anmelden und ihn auch erfolgreich beenden (mein Respekt). Aber nicht immer mit Herzblut und Fun, sondern oftmals geht es dann darum, dass der Lebenslauf damit aufgebessert werden soll. Egal ob du verheiratet bist, eine Familie oder keine Familie hast. Ob du 100 % oder Teilzeit arbeitest. Ob du ein Unternehmen führst oder angestellt bist. Es braucht für Alle eine grosse Organisation, den Willen und Disziplin. Bei vielen habe ich den Eindruck, dass es weniger um Freude, sondern ums Beweisen geht.

Ich bin zwar alleine an die Weltmeisterschaft gereist, aber meinen herzlichen Dank an alle, die aus der Ferne an mich gedacht haben! An dieser Stelle danke meinem Arbeitgeber, der a&f systems ag, für ihre Unterstützung und die Flexibilität und ich hoffe sehr, dass ich auch in der kommenden Saison darauf zählen darf 😉.

a&f systems: Da sind wir überzeugt, liebe Andrea 😉 Vielen Dank, dass du uns an deiner sportlichen Erfolgsgeschichte (und wir zählen das absolut als Erfolg) teilhaben hast lassen und uns auf deinem Weg mitgenommen hast!